Dachs — Toti Chatz

«Toti Chatz» bei Dachs sind irritierende Songtitel keine Neuheit. Bereits 2020 wurden «Si händ dä Schlagzüger us de Band grüert» und «Beat Breu» zu Underground-Hits. Nach drei Alben bleibt die Frage: «Dörfs na bizeli meh si?» Ja, gerne – mehr Dachs-Musik bitte!

 

Dachs knüpft mit der neuesten EP an die Anfänge von 2016 mit «Büzlä» an.

Die WOZ schrieb damals: «Büzlä vor de eigete Hütte, mir tüend de Dräck i d Wält useschüttle.» Zwei Zeilen nur, aber prägnanter kann man den Geist dieses Landes nicht auf den Punkt bringen.»  Acht Jahre später klingt es in «Herz Us Granit» expliziter: «I glaub du bisch ufgfresse worde vo dene mitem Sünneli als Chleber hine am Auto.» Damit ist offensichtlich gemeint, dass eine Person von der Partei mit dem höchsten Wähleranteil in der Schweiz, der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei mit ihrem unschuldigen «Sünneli»-Logo, eingeholt wurde. Es ist ein politischer Popsong, der an eine alte Bekannte gerichtet sein könnte, die sich gewandelt hat und ständig versucht, ihren eigenen Rechtsruck zu rechtfertigen.

 

Es ist bemerkenswert, wie vielfältig die sechs Songs in ihrer musikalischen Ausgestaltung sind. Von gitarrenlastigem Indiepop über Trap und Disco bis hin zu Krautrock und sanftem Dreampop – all diese Elemente finden sich auf der EP. Gemeinsam gebündelt werden sie durch die unverwechselbare Stimme von Basil Kehl und sein feines Gespür als Songwriter. Auch die Geschichten sind reich an skurrilen Details: In «Stabhochspringe» wird  plötzlich der «Schwedenkasten» im Geräteraum einer provinziellen Mehrzweckhalle besungen. Auf dem Gemüsemarkt werden in «dörfs na bizeli meh si»  die Seelen glücklicher Hühner zum Verkauf angeboten. Und in «Äschäbächer Halb Voll»  wird sogar das plastifizierte «only ten papers left» Rizla Zigarettenpapierchen geraucht.

 

Doch die wahren Höhepunkte der Songs sind dann, wenn die Stimme die Kontrolle und die Coolness ablegt und ausschliesslich auf der Gefühlsebene funktioniert. So ein Moment ist der eingängige Refrain von «Es Reimt Sich Uf». Dieser wird am Ende des Telefonspiels, welches als Metapher für die tiefgreifenden Missverständnisse der Liebe dient, kraftvoll über das Löwenzahnfeld herausgeschrien. Zumindest im unbeschwerten und frühlingshaften Videoclip, der dazu erschien.

 

Zurück zum irritierenden Titel der EP «Toti Chatz». Nach gerade einmal 20 Sekunden wird der Sänger des Songs überfahren. Doch statt zu verstummen, plaudert er freundlich mit dem Audi-Fahrer, der ihn getötet hat. Auf geheimnisvolle Weise verwandelt er sich dann allmählich in eine Katze. Da in westlichen Ländern angenommen wird, dass Katzen sieben Leben haben, dürfen wir uns wohl noch weiterhin auf einzigartige Musik von Dachs freuen.

 

Die neue EP «Toti Chatz» live sehen und hören: 16.11. Helsinki Zürich, 22.11. Neubad Luzern, 30.11. ISC Bern, 14.12. Grabenhalle St.Gallen

Label:Mouthwatering Records
Publishing:Mouthwatering Records
Distribution:Irascible
Promotion:Mouthwatering Records,
Booking:Orange Peel Agency,